Über Mich  

Über Mich


Ich bin im Januar 1961 in Berlin Prenzlauer Berg geboren und war am Tag des Mauerbaus, dem 13.August 1961 ein halbes Jahr jung. Ich habe noch 2 ältere Schwestern und nach mir wurden noch 3 Brüder und 1 Schwester geboren.

Meine jüngste Schwester ist ein Nachkömmling wie man sagt, und erblickte das Licht der Welt im Jahre 1980. Sie hat die DDR eigentlich nie real erlebt. Zum einen war sie bis zur Ausreise meiner Eltern recht jung und andererseits konnte sie die Engpässe in der Volkswirtschaft nicht miterleben. Sie wuchs einfach viel zu behütet auf, westliche „Ware“ war ihr eben nicht fremd.

Ein Quantensprung: Wenn ich mich so weit es geht an meine Kindheit zurückerinnere, kann ich nicht sagen, dass es mir schlecht ging. Eine Kindheit die durchaus den Charakter von Geborgenheit, Freude, Spiel und Spaß mit sich zog. Und im Rückblick – ich war gerne der kleine Junge der am liebsten Indianer und Cowboy spielte. Die DEFA Indianerfilme mit Gojko Mitic waren bei uns Jungen die begehrtesten Kinofilme. Stets nach dem Kino ( Weisse Wölfe, Die Spur des Falken, Die Söhne der großen Bärin, Tecumsee, Osceola…) konnten wir Knaben es kaum abwarten, aufzuteilen, wer wer ist.

Natürlich spielten unsere Bekleidung und Bewaffnung, eine tragende Rolle hinsichtlich der Auswahl wer dann welches Idol sein durfte. Aufgeteilt wurde in Cowboys und Indianer. Es kam nie darauf an, einen Kinofilm nachzuspielen als vielmehr bei der Bestimmung der Idole gut wegzukommen. Am liebsten war ich dann der gute Indianer. Die einen versteckten sich, die anderen mussten suchen. Nie kam es mir darauf an, im riesigen Showdown, einer „Massenschießerei“ dabei zu sein. Ich war ein Einzelkämpfer! Wenn alle längst erledigt waren, irrte die Truppe noch durch unser Wohngebiet um mich zu suchen. Köstlich wurde es für mich, wenn sich meine Gegner aufteilten. Hier lag mein Vorteil. Oft genug pirschte ich mich leise heran, wenn es notwendig war, lag ich auch auf der Lauer. Ein gut ausgedachter Hinterhalt diente mir zum Überwältigen der einzelnen Suchtrupps. Streit war bei fast jedem Spiel vorprogrammiert – aber so war das unter uns Jungen.

Emsig sammelte ich Flaschen, alte Zeitungen und manchmal auch Buntmetall wie Kupfer oder Blei. Bei den Buntmetallen musste meine Mutter mit, denn hier war die Vorlage eines Personalausweises Pflicht. Unser Altstoffhändler kannte mich gut. Endlich war es soweit, ich hatte 3 Mark zusammen und konnte mir in unserem Spielzeuggeschäft in der Prenzlauer Alle ( Kinderparadies ) ein Gewehr kaufen. Aus Plastik, gelber Holm und schwarzer Lauf. Damit war man nun wer bei der Aussuche und konnte Ansprüche stellen ein bestimmtes Idol zu sein.

Eines Tages kam mein Vater mit einem luftbereiftem Dreirad nach Hause. Das Ding wurde von einer Fahrradkette angetrieben und hatte ordentlich „PS“. Fortan interessierte ich mich mehr und mehr für Fahrräder. Als bei uns in der Umgebung dann wieder Gerümpelaktion war, setzte ich alles daran, so viele alte Fahrradteile wie möglich zu ergattern. In den nächsten Wochen bastelte ich im Keller um an den Rahmen, Lenker, Sattel, Räder, Dynamo, Lampen…, anzubauen. Das erste Fahrrad war ein fürchterliches Geschoß, aber es fuhr! Meine Anstrengungen wurden von meinen Eltern so toll belohnt, indem sie mir nun ein gutes gebrauchtes Fahrrad, vor allem meiner Größe entsprechend kauften. Dies war nicht selbstverständlich, zu Hause weilten noch mehrere Geschwister und das Geld saß seinerzeit nicht gerade locker. Das wusste ich zu dieser Zeit immer.

Bevor ich eingeschult wurde, besuchte ich ungefähr ein halbes Jahr die Vorschule. Ein Kindergarten ist mir fremd geblieben. Ich habe mir sagen lassen, dass die 2-3 Tage Probezeit von den Erzieherinnen als ausreichend bezeichnet wurden. Ich solle mal lieber zu Hause bleiben denn Mutter ist ja auch Hausfrau!

Ich stellte fest, dass meine Eltern viel Mühe aufwendeten, damit die benötigten Schulmaterialien immer perfekt sind. Das galt auch für meine beiden älteren Schwestern. Nun hatte ich aber noch 3 jüngere Brüder. Ihr Spielzeug fiel plötzlich viel üppiger aus. Der Preis dafür war aber nicht ohne. Unser Vater ging seit geraumer Zeit auch am Wochenende arbeiten, Samstags und Sonntags. Das hieß Privatarbeit und heute im Westen wohl Schwarzarbeit. Es ging der Familie tatsächlich merkbar besser.

Meine Eltern leisteten sich eine Wohnzimmerschrankwand, erst das Modell Frankfurt und dann den Mercedes unter den Schrankwänden, nämlich Modell Karat. Neue Polstermöbel, Auslegeware und als Clou, den ersten Farbfernseher. Ein russisches Modell Namens Rubin. So kamen reichlich Mieter aus der Nachbarschaft um mal Farbfernsehen zu schauen. Die Vogels hatten Farbfernsehen – eine Attraktion im Wohngebiet. Ich kannte dort keine andere Familie mit einem Farbfernsehgerät. Leider fehlte dem Fernsehgerät das „Pal-System“ um auch Westfernseh in Farbe zu empfangen. Ich glaube Secamp ? hieß das DDR System.

Es dauerte nicht lange, und wir konnten, auch in meiner DDR, Westfernsehen in Farbe empfangen…

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 © André Vogelwww.stasi-folter.de